Bartolomé Esteban Murillo
Bartolomé Esteban Murillo
Leben
Murillo wurde in Sevilla als jüngster Sohn in einer Familie von 14 Kindern des Barbiers und Feldschers (Chirurgen) Gaspar Esteban und der Maria Pérez Murillo, die aus einer Maler- und Silberschmiedefamilie stammte, geboren. Zur Signatur seiner Werke benutzte er den Geburtsnamen seiner Mutter. Seine Eltern starben, als er relativ jung war (1627 der Vater, 1628 die Mutter), und er wuchs im Haushalt seiner Schwester Ana auf. Die Schwester war mit dem wohlhabenden Arzt Juan Augustin de Lagares verheiratet, mit dem Murillo lebenslang eng verbunden blieb. Murillo heiratete am 26. Februar 1645 Beatriz Sotomayor i Cabrera, mit der er neun Kinder hatte. Zeit seines Lebens wirkte er in Sevilla, das damals noch die führende Handelsstadt Spaniens insbesondere im Handel mit den Kolonien war. In der Pestepidemie von 1649 kam aber fast die Hälfte der Bevölkerung um. Auch Erdbeben trugen dazu bei, dass die Stadt sich im Niedergang befand und im Rang von der Hafenstadt Cádiz abgelöst wurde.
Er ging zunächst bei Juan del Castillo in Sevilla in die Lehre, der mit seiner Mutter entfernt verwandt war. Angeblich (Biografie von Joachim von Sandrart 1675) war er auch als 15-jähriger in Amerika. Beeinflusst wurde er besonders vom realistischen Stil von Jusepe de Ribera, Alonso Cano und Francisco de Zurbarán (der bis zur Jahrhundertmitte führende Künstler Sevillas) und darüber hinaus durch niederländische Stiche nach Raffael, Peter Paul Rubens und Michelangelo Merisi da Caravaggio. Als Castillo 1638 nach Cádiz ging, machte er sich selbständig, der Legende nach fertigte er billige Jahrmarktsgemälde. 1645/6 malte er 11 Gemälde franziskanischer Heiliger für den Kreuzgang des Klosters des Heiligen Franziskus in Sevilla (einer der seltenen Fälle, in denen er eines seiner Bilder datierte). Einige weitere Gemälde für die Kathedrale von Sevilla förderten seinen Ruf weiter, und er war von da an ein gefragter Maler, spezialisiert auf Marienbildnisse wie die Unbefleckte Empfängnis (lat. Immaculata conceptio) und die Jungfrau mit Kind, ein Sujet, das von einigen Autoren als „Propagandamalerei“ der Gegenreformation charakterisiert wird. Ende der 1640er Jahre war er auch in Madrid und traf wahrscheinlich Diego Velázquez; sein Stil änderte sich um 1650, wahrscheinlich aufgrund des Einflusses von Velázquez und des Studiums der Gemälde von Tizian, Rubens und van Dyck in den königlichen Gemäldesammlungen in Madrid. Seine Genreszenen (Murillos „Kinder“) wurden neben seinen Madonnen stark nachgefragt, auch im Ausland (zum Beispiel „Bettlerjunge“ 1650). Die Zeichen seines Wohlstandes mehrten sich. 1657 investierte er in eine amerikanische Handelscompagnie, er kaufte Sklaven für seinen Haushalt und wurde 1662 Mitglied mehrerer religiöser Gesellschaften in Sevilla. 1660 gründete er die Akademie der schönen Künste in Sevilla und wurde ihr Präsident.[2] In seiner Werkstatt hatte er viele Schüler. Der Tod seiner Frau im Januar 1664 war ein schwerer Schlag für ihn, von dem er sich nie wieder ganz erholte. Das ganze Jahr über konnte er nicht malen und zog mit seinen überlebenden fünf Kindern in das Kapuzinerkonvent. In der folgenden Zeit malte er viele seiner religiösen Hauptwerke. Er erhielt verschiedene bedeutende Aufträge, zum Beispiel das Altargemälde für das Augustinerkloster (1680) und Gemälde für Santa Maria La Blanca (1665) sowie das Hospital de los Venerables Sacerdotes (1665–1667).[3] Der Legende nach starb Murillo in Armut und sein Nachlass war bescheiden. Wahrscheinlicher ist, dass er viel Geld für karitative Zwecke gab. 1682 erhielt er den Auftrag für die „Hochzeit der Hl. Katharina“ und begab sich dafür erstmals für eine größere Arbeit in eine andere Stadt: nach Cádiz in die Kapuzinerkirche. Entgegen der Legende starb er dabei nicht an den unmittelbaren Folgen eines Sturzes von einer Leiter beim Malen in der Kirche, sondern erst einige Monate später in Sevilla.